REVIEW | Sound Development at Songbirdfestival Davos 2010

18.01.2011 16:49 SONGBIRD FESTIVAL

 

AM 18.12.2010 ZEICHNETE SICH SOUND DEVELOPMENT ZUM ERSTEN MAL FÜR EINEN ABEND DES SONGBIRD FESTIVALS VERANTWORTLICH. MIT THE LEGENDARY LIGHTNESS UND NIK BÄRTSCH`S RONIN WURDE DAS KONZERT ZUM ÄUSSERST STIMMIGEN ABSCHLUSS EINES MUSIKALISCHEN TREFFENS AUF DER DAVOSER HOCHEBENE.

Und dann gab es diesen einen Moment. Einen Augenblick der Magie, den so wohl nur die Musik hervorbringen kann. Nik Bärtsch, der Zen-Zauberer unter den Jazzern, spielte in die Stille hinein ein paar minimalistische Akkorde, filigran und mit vollendeter Präzision. Der Pianist setzte dort an, wo The Legendary Lightness aufgehört hatten. Ähnlich wie die Folk  Band, setzte er die Töne so, dass in den Zwischenräumen magische Harmonien entstanden. In diesen Momenten waren die gut 200 Zuhörer des Abschlussabends des dritten Songbird Festivals in Davos vollkommen im Bann der Musik – und die Premiere von Sound Development am Musikertreffen im Schnee damit ein Erfolg.

Einige Stunden zuvor. Bis zum späten Nachmittag wurde in der grössten Location des Festivals noch gehämmert und gezimmert. Denn in der Zimmerei Künzli werden zurzeit fertige Bauteile für Holzhäuser hergestellt. Während einer Nachtaktion wurde die Halle jedoch leer geräumt, um der Bühne und den Musikern Platz zu machen. Die Sonne scheint jetzt durch die grosse Fensterfront, auf der anderen Talseite glitzert die weisse Bergflanke. Nik Bärtsch und seine vier Ronin haben jedoch keinen Blick übrig für die Winter-Idylle, sie sind gerade am Soundcheck. «Die Akkustik ist speziell», meint der Bandleader und blickt nach oben, wo grosse Holzbalken das schneebedeckte Dach tragen. «Wenig Hall, dafür viel Bass.» Daneben, hinter ein Holzwand versteckt, hat May eine Werkbank zum währschaften Buffet umfunktioniert. Vier Jungs schaufeln Bündner Gerstensuppe in sich hinein. Es sind die bärtigen Zürcher von The Legendary Lightness, die zum Auftakt des Abends spielen werden. Sie wurden soeben von Gabriel instruiert. Denn weil Melinda Nadj Abonji – im Duo mit Jurczok 1001 vorgesehen – krankheitsbedingt absagen musste, dürfen sie nun ihr Set ausbauen. «Kein Problem» meint die Band und holt sich geschlossen noch einmal eine zweite Portion.

Kurz vor 19 Uhr. Die von Organisator Blofeld aufgestellte Truppe hinter der Bar und der Kasse ist bereit. Es wie immer vor der Türöffnung: Im letzen Moment kommen doch leise Zweifel auf. Finden die Leute den Weg zur abgelegenen Zimmerei? Oder ist die ambitionierte Programmation ohne den ganz grossen Namen nicht doch zu gewagt? Die Sorge erweist sich als unbegründet. Denn das Dorf ist gekommen. Snöber, Teenies und Ehepaare drängeln sich an die Bar oder hocken sich artig auf die bereit gestellten Holzbänke. Der Shuttle-Bus entlädt in regelmässigen Abständen weitere Besucher punktgenau vor der umfunktionierten Zimmerei, bis kurz vor Konzertbeginn.

The Legendary Lightness nehmen den kuschelig ausgeleuchteten Raum ab dem ersten Takt für sich ein. Zwei Gitarren, Bass und ein rudimentäres Schlagzeug, mehr brauchen die vier Unterländer nicht, um den Davosern mehr als einen warmen Applaus zu entlocken. Es sind ihre Stimmen, meist dreilagig angestimmt, die ihrer Folk-Version eine eigene Note geben.

Und dann zum Abschluss des Abends und des ganzen Festivals, tritt der Musiker auf die Bühne, der dem Schweizer Jazz ein fein ziseliertes, perfekt gebügeltes Kimono übergestreift hat. Zen-Funk nennt Nik Bärtsch das. Was er damit meint, zeigt er auf eindrückliche Art in den Davoser Bergen. Und für die, die bis zum Schluss durchgehalten haben, kreiert er noch die bereits erwähnten Leerräume zwischen den Tönen. Es ist pure Magie.

TEXT | FOTOS: Yann Cherix

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